Hilke Billerbeck und Julia Wetzel-Kagelmann entfalteten schon mit den ersten Klängen ein zauberisches Klangfarbengemälde: mal getupft, mal kräftig aufgetragen. Der Glockenklang der Kalimba war eine programmatische Ansage. Heute Abend gibt es was Besonderes zu hören.
Und so war es denn auch. Irische Tunes mischen sich mit barocken Klängen, verbinden Zeiten und Räume, machen den Sinn von „Celtic Classical Music“ deutlich. Pachelbel und Telemann fortgesponnen in andere Traditionen – sie stehen nicht im Widerspruch dazu, werden zum Kristallisationspunkt von etwas Neuem. Das unterstreichen die Musikerinnen auch durch Kombination der Instrumente – die klassische Querflöte findet sich in die keltischen Klänge und die Bodhrán hilft dem Telemann auf die Sprünge.
Und was hätten Zelter und Goethe wohl gesagt. Da kommt der König von Thule auf einem komplexen Bodhrán Rhythmus daher und wird vom Cajon angetrieben. Wunderbar die Bassflöte, die – zugleich perkussiv und melodiemächtig – zum Ende des Konzerts noch einmal neue Klangräume öffnet.
Dann die traditionellen Reels und Jigs und Slow Airs virtuous vorgetragen und fast fehlt die verrauchte Atmosphäre irischer Kneipen, das herbe Aroma eines Guinness oder der malzige Geschmack eines guten Whiskeys.
Die launischen, kenntnisreichen und ironischen Kommentare der Musikerinnen zu den Stücken runden das musikalische Erleben ab. Die Zuhörer erfahren Einiges: über die Stücke, die Arrangements, die Instrumente – und manche Anekdote. Der intime Rahmen der Klappstuhlkonzerte macht es möglich, dass ein echter Dialog zwischen Künstlern und Publikum stattfinden kann.
Für das Wohl der konzentrierten und dankbaren Zuhörer sorgten in wundervoller Weise Karen und Piet Kult. Und wenn beim ersten Rissener Klappstuhlkonzert Ende Juni der Weißwein ausging – dieses Mal ging es dem Roten an den Kragen. Das Buffet hielt – den Befürchtungen der Gastgeberin zum Trotz – dem Ansturm des Publikums stand. Und während draußen der Wind pfiff und der Regen an die Fenster klatschte, bewegte drinnen das musikalische Erlebnis und die entspannte Gastlichkeit alle, die da gekommen waren.